Krankheiten und ihre Impfungen
Keuchhusten Diphtherie Tetanus Tuberkulose Kinderlähmung Masern Röteln Mumps
Keuchhusten: Es gibt 2 (3)
Keuchhustenerreger. Einen Schutz über den Mutterkuchen gibt es
nicht. Keuchhusten wird bis zu 2 Meter durch die Luft übertragen.
Die Inkubationszeit beträgt 7-14 Tage. In dieser Zeit sieht die
Krankheit wie Schnupfen und Husten aus. Die Ansteckungsgefahr ist
jedoch vor dem eigentlichen Keuchhusten am größten. Er
dauert 6 Wochen bis mehrere Monate. Es gibt auch Verläufe ohne
typisch Symptome. Die Erkrankung führt zu solidem Schutz vor
Keuchhusten. Die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden,
besonders wenn die Behandlung in den ersten fünf Tagen nach dem
Keuchhustenkontakt erfolgt.
Der Ganzkeimimpfstoff sollte nicht vor
dem dritten Monat gegeben werden. Ein Impfschutz besteht erst ab der
zweiten Impfung; Wiederholungen sind nötig. Heute wird der
Pertussisimpfstoff meist in Kombination mit DT als DTP-Impfstoff
verabreicht. Eine neuere Version ist aPDT, der statt ganzer Bakterien
Bestandteile der drei Keuchhustenbakterien enthält.
Nebenreaktionen der Impfung sind Lokalreaktionen an der Impfstelle
und vorübergehendes Fieber, schrilles Schreien oder Apathie,
sowie "einmalige postvakzinale Fieberkrämpfe". Sowohl
diese vorübergehenden Symptome, als auch Komplikationen, die zu
bleibenden Schäden führen, vor allem Nervenschädigungen,
werden damit begründet, daß Kinder diese Symptome auch
ohne Impfung bekommen hätten. Es gibt aber auch Erkrankungen von
Keuchhusten durch die Impfung selbst. Die Impfung verhindert die
Krankheit, nicht die Infektion. Folgeimpfungen in späteren
Jahren sind nötig, um den Impfschutz zu erhalten.
Kinder mit fortschreitenden
Nervenerkrankungen, Krampfleiden und Krampfanfällen sollten
nicht geimpft werden, da die Impfung den Eindruck erwecken kann, die
Krankheit zu verstärken. Bei Krampfleiden ist auf jeden Fall ein
Impfarzt zu Rate zu ziehen.
Diphtherie: 1993 gab es in der
Bundesrepublik zehn Diphtheriefälle mit einem Todesfall. Die
Krankheit wird durch ein Gift von Bakterien ausgelöst. Die
Bakterien sind durch Antibiotika bekämpfbar. 90% aller Fälle
sind Rachendiphthrerie. Typische Symptome sind Halsweh und Fieber.
Die Sterblichkeit wird vor allem erhöht, wenn das Herz mit
betroffen ist.
Bei Kontakt Ungeimpfter mit
Diphtheriekranken werden als Vorsorge Seren vom Pferd oder Schwein
verabreicht, die Antikörper gegen die Bakteriengifte enthalten,
oder Antibiotika gegeben. Tritt in einer Lebensgemeinschaft
Diphtherie auf, so sollten alle geimpft werden, die in den letzten 5
Jahren nicht geimpft wurden.
Die Diphtherieimpfung (meist DT)
enthält ein ungiftig gemachtes Bakteriengift. Sie reduziert die
Erkrankungsrate auf ein Fünftel und mildert den Verlauf. Es ist
noch nie ein Geimpfter an Diphtherie gestorben. Auffrischungen sind
alle zehn Jahre nötig, nach schweren Kopfverletzungen muß
5 Jahre gewartet werden. Geimpfte können die Krankheit
weitergeben, ohne selbst krank zu sein. Lokale Impfreaktionen sind
möglich. Bei Personen, die älter als 12 sind, muß die
Impfdosis reduziert werden. Es gibt verschiedene Tests, den Erfolg
der Impfung zu überprüfen. Dazu veranlagte Kinder können
nach Impfung Fieberkrämpf bekommen; andere Krankheiten treten
jedoch selten auf (z.B. Gehirn- und Nervenschäden oder
Lähmungen, 1-18 Tage nach der Impfung). Für die Bekämpfung
der Diphtherie ist eine hohe Durchimpfung der Bevölkerung (auch
der Eltern) notwendig, weil Diphtheriebakterien überall
vorhanden sind. Infektionskranke oder Menschen mit beeinträchtigtem
Immunsystem sollten nicht oder später geimpft werden.
Tetanus: Wundstarrkrampf
entsteht meist durch Verletzungen, die nicht beachtet werden, aber
schmutzig sind und durch Tetanusbakterien verunreinigt. Die Bakterien
leben in Erde. 1991 gab es wegen der Impfung in Deutschland nur noch
sieben Erkrankungen, weltweit aber viele. Die Inkubationszeit kann
10-14 Tage sein oder länger. Die Infektion trifft auch alte
Menschen. Die Gegengifte für das Tetanusgift der Bakterien
können nur so lange helfen, wie das Gift noch nicht an
Nervenzellen gebunden ist. Frühe Anzeichen sind Unruhe, Zittern,
Schwitzen und Kopfschmerzen, bei Neugeborenen Trinkschwäche und
Schreckhaftigkeit. Später treten heftigere Symptome auf,
besonders in der Nachbarschaft der Wunde und in der
Gesichtmuskulatur. Die Infektion ist in 25-50% tödlich, weil nur
frühzeitige Antibiotikagabe oder sofortige Antiserengabe helfen
können. Bei Tetanus gibt es keine stille Feiung. Die Krankheit
erzeugt auch keine bleibende Immunität.
Der Tetanusimpfstoff (meist DT) enthält
ein ungiftig gemachtes Gift aus Tetanusbakterien. Nach erfolgter
Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte alle zehn Jahre
aufgefrischt werden, oder bei "geringer Verletzung", sofern
nicht in den letzten 10 Jahren grundimmunisiert oder aufgefrischt
wurde. Eine Mutter mit gutem Impfschutz schützt auch ihr
Neugeborenes. Bei Tetanusimpfung sind Lokalreaktionen möglich.
Wegen vereinzelter allergischer Reaktionen bei Auffrischungsimpfungen
sollte auf überflüssige Impfungen verzichtet werden. Weil
die DT-Impfung keine lebenden Bakterien enthält, gilt sie nur
dem persönlichen Schutz. Bei Verletzungen muß sofort
Antiserum gegeben werden. Durch eine Blutabnahme kann der eigene
Schutz überprüft werden, später erfolgt ev. eine
aktive Impfung. Auch in der Schwangerschaft darf geimpft werden.
Allergiker sollten geimpft sein, um im Verletzungsfall Serumgaben zu
vermeiden. Besonders Menschen, die oft stürzen, sollten
geschützt sein.
Tuberkulose: 1991 erkrankten in
Deutschland mehr als 13 000 Bürger an Tuberkulose, viele waren
Ausländer oder alte Leute. 1992 gab es jedoch nur noch 2
tuberkulöse Entzündungen der Hirnhäute bei Kindern,
deshalb wird die BCG-Impfung nur noch in besonderen Fällen
empfohlen, wenn Ansteckungsgefahr besteht. Bei nicht geimpften
Personen läßt sich eine Infektion besser nachweisen durch
das Umschlagen des Tuberkulintests. Eine Chemotherapie kann dann
gezielt vor der Erkrankung schützen.
"Die Herstellung des Impfstoffes
erfolgt heute durch Bakterienzüchtung auf synthetischen
Nährmedien mit eingeschalteten Passagen über
Kartoffel-Rindergalle-Glycin-Nährböden." Impfungen
sind nur möglich bei fehlender Tuberkulinreaktion. Es sollten
nicht geimpft werden: Früh- und Mangelgeburten, Immungeschwächte
(Krebstherapie, HIV), akut Kranke (4 Wochen Abstand), Hautkranke,
Patienten mit Verbrennungen, frisch Geimpfte (4 Wochen), Menschen im
Gebiet einer epidemischen Erkrankung.
Kinderlähmung: Die
Poliomyelitis wird durch Viren hervorgerufen, deshalb helfen
Antibiotika nicht. Polioviren werden von Stuhlgang oder ev. Schnupfen
eines Ausscheiders in den Mund des dann Infizierten übertragen.
Einfache Berührung auch über andere Gegenstände oder
ev. Fliegen reicht aus. Die Krankheit tritt in unseren Breiten meist
als "Sommergrippe" im Sommer oder Herbst auf. In schlecht
durchimpften Gruppen treten alle paar Jahre Epidemien auf, so daß
mit vier Jahren fast alle Kinder immun sind. Bei erhöhtem
Hygienestandard und größerer Durchimpfung verschiebt sich
die Erkrankung zu höherem Alter. Heute sind auch alte Leute
betroffen. Je älter ein Infizierter, desto häufiger kommt
es zu Lähmungen. Die Inkubationszeit beträgt 7-14 (4-35)
Tage. Nur 1% der Infektionen werden bemerkt. Meist gibt es nur eine
uncharakteristische, fieberhafte Erkrankung. In wenigen Fällen
ist aber das zentrale Nervensystem mit betroffen, und es kommt zu
Lähmungen. Der Schutz durch die Krankheit hält
lebenslänglich. Vereinzelt wird Kinderlähmung durch
abgeschwächte Impfviren beobachtet. In den letzten Jahren wird
auch ein Postpoliosyndrom diskutiert, das Jahrzehnte nach der
Krankheit auftritt und ev. durch reaktivierte Viren bei schwachem
Gesundheitszustand hervorgerufen wird.
Die Schluckimpfung enthält
vermehrungsfähige, aber abgeschwächte Viren der drei
Kinderlähmungsvirentypen. Bei uns haben die Impfviren aus dem
Lebendimpfstoff (OPV) die Wildviren weitgehend verdrängt. Die
Impfviren werden in Affennierenzellen oder menschlichen Zellkulturen
vermehrt und aus ihnen isoliert. Die Impfung entspricht der
natürlichen Infektion, auch bei ihr werden Impfviren
ausgeschieden, die andere Menschen infizieren können.
Muttermilch macht Impfviren unwirksam, deshalb sollte nicht Minuten
vor oder nach der Schluckimpfung gestillt werden. Da Muttermilch bei
Impfung oder früherer Kinderlähmung der Mutter auch
Antikörper gegen Kinderlähmung enthält, kann die
Impfung auf die ausklingende Stillzeit verschoben werden, außer
es wird ein starker Impfschutz bei Ansteckungsgefahr erwünscht.
Menschen, die nur mit Totimpfstoff (IPV) immunisiert wurden, können
mit Wildviren im Darm infiziert werden. Sie werden Virusträger
und können Wildviren im Darm vermehren. Von 1977-1990 gab es in
der Bundesrepublik 101 Poliofälle, mindestens 63 waren
importiert. OPV-Viren können Kontaktpersonen infizieren, deshalb
sollte in Familien mit Immunschwächen, Krebspatienten und z.B.
HIV-Infizierten auf Totimpfstoff zurückgegriffen werden. IPV
wird gespritzt und enthält keine vermehrungsfähigen Keime.
Zur Zeit werden Impfschemata erprobt, bei denen zunächst die für
die Impflinge ungefährlichere IPV (auch alle 3 Typen) gespritzt
wird und weitere OPV-Impfungen folgen, so daß auch der
Darmtrakt immun wird. Die Gefahr, irgendwelche Bestandteile der
Anzuchtzellen (z.B. andere Viren von Affen) mitzubekommen bei der
Impfung, ist in den letzten Jahren durch wachsende Erkenntnisse
ständig gesunken. Im zehnten Lebensjahr sollte die OPV
aufgefrischt werden, danach nur noch in besonderen Fällen, z.B.
Eltern eines Impflings oder bei Kontaktmöglichleit zu Kranken.
Zu anderen Impfungen sollten Sicherheitsabstände eingehalten
werden. Von gleichzeitigen anderen Impfungen möchte ich
persönlich total abraten. Impflinge sollten mindestens eine
Woche lang keinen Sport treiben. Anerkannte Nebenwirkungen sind eine
Polioerkrankung des Impflings 7-30 Tage nach der Impfung oder die
einer Kontaktperson 7-60 Tage nach dem Impftermin. Impfpolio ist
jedoch selten, etwa ein Fall auf ein paar Millionen Geimpfter. Bei
Fieber, anhaltenden Durchfällen, steifem Hals oder Lähmung
gehören Impflinge jedoch zum Arzt oder in ein Krankenhaus. OPV
sollte nicht bei Fieber oder Durchfall, nicht bei akuter Infektion in
der Wohngemeinschaft, nicht kurz vor oder nach einer Operation (auch
nicht Mandeloperation!) gegeben werden. Da IPV Spuren der Antibiotika
Streptomycin und Neomycin enthält, dürfen Menschen mit
Allergien gegen diese Antibiotika nicht IPV geimpft werden.
Masern: Masernviren werden durch
Tröpfcheninfektion übertragen. Die Inkubationszeit beträgt
9-12 Tage. Die ersten Zeichen sind Fieber, Husten, Schnupfen,
Lichtscheu, dann folgt der Ausschlag (nach 7-18 Tagen). Masern sind
hochinfektiös, besonders in den Tagen vor und kurz nach
Auftreten des Ausschlags. Nur 1% der Infizierten erkrankt nicht. Der
Schutz ist danach lebenslang. Selten kommt es nach Masern 10-11 Jahre
später zu SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis), die
stets tödlich endet. 15% der Masernkranken bekommen zusätzliche
bakterielle Infektionen (Lunge, Ohren). Am 6.-15. Tag nach den
Ausschlag erhöht sich bei 1 von 1000-2000 Masernkranken das
Fieber wieder, und es kommt zu einer Gehirnentzündung, besonders
bei immungestörten Kindern. Todesfälle und bleibende
Schäden (25%) sind dann möglich.
"Kinderkrankheiten" mit
Ausschlägen werden oft falsch diagnostiziert. Will man sicher
gehen, so muß eine Blutprobe auf Antikörper untersucht
werden. Da Masern im ersten Lebensjahr lebensgefährlich sein
können, kann bei Auftreten von Masern in der Familie der
Säugling (oder auch ein Immungeschwächter) passiv
immunisiert werden, kurz vor oder bis 3 Tage nach dem Masernkontakt.
Mit 15 Monaten oder frühestens 3 Monate nach passiver Impfung
kann aktiv geimpft werden. Schwangere, die nie Masern hatten, sollten
den Antikörpergehalt ihres Blutes prüfen lassen und ev.
passiv geimpft werden. Antikörper der Mutter werden durch den
Mutterkuchen auf das Kind übertragen.
Masernimpfstoffviren werden in
Hühnerzellkulturen gezogen und gespritzt. Die MMR-
(Mumps-Masern-Röteln-) Impfung wird nicht vor dem 15.
Lebensmonat empfohlen. Wer unbedingt will, kann zusätzlich genau
gleichzeitig gegen Kinderlähmung impfen. Sonst sollte der
Abstand wenigstens einen Monat betragen. Nach Verabreichung von
Bluttransfusionen und Immunglobulinen muß 3 Monate gewartet
werden. (Tuberkulintests nach Masern oder Masernimpfung zeigen oft
falsch positive Ergebnisse!) Bei 3-5 % "geht die Impfung nicht
an". Das liegt zum Teil an der Immunlage des Impflings, aber
auch an falscher Handhabung des Impfstoffes. 5-15% der Impflinge
bekommen am 6. Tag nach der Impfung "Impfmasern", die 1-5
Tage anhalten. 3-5% bekommen sogar den Ausschlag. Bei einem von 180
000 Impflingen, meist mit Vorbelastung, kommt es zu Fieberkrämpfen.
Hirnhautentzündung ist nach der Impfung 1000fach seltener als
nach der Krankheit. Bei SSPE-Fällen nach Impfung wird eine
zusätzliche Wildvirusinfektion vermutet.
Personen mit Hühnereiweißallergie
müssen vor einer Impfung genau untersucht werden, da einige von
ihnen die Impfung nicht vertragen. Personen mit Fieber oder
Infektionsrisiko oder Schwangere (auch schon 3 Monate vor der
Schwangerschaft), sowie Kinder mit Immundefekten oder
Immundepressierte sollten nicht aktiv geimpft werden, HIV-Infizierte
nur, solange noch keine Symptome auftreten.
Röteln: Röteln sind
eine leicht verlaufende, akute, fieberhafte Erkrankung z.T. mit
Gelenk- und Lymphknotenschwellungen, die durch Tröpfcheninfektion
übertragen wird. Die meisten Infektionen werden nicht bemerkt.
Der Rötelnschutz ist nach durchstandener Krankheit besser als
durch die Impfung; nur in 1-3% verschwinden die Antikörper nach
10-20 Jahren. Durch die Einführung der Impfung und die
niedrigere Durchseuchung verschiebt sich das Alter der Rötelinfektion
ins junge Erwachsenenalter. Da Röteln in der Schwangerschaft zu
Mißbildungen des Kindes führen können, sollten
Schwangere aber auf keinen Fall Röteln bekommen. Etwa 5% der
Schwangeren haben keinen Rötelnschutz.
Die Inkubationszeit dauert 14-21 Tage.
5-7 Tage vor dem Ausschlag beginnt die Ansteckung für andere und
endet 5-7 Tage nach Beginn des Ausschlags. Komplikationen sind selten
aber möglich. Dagegen ist die Liste der möglichen
Mißbildungen nach Infektion des Kindes in der Gebärmutter
sehr lang. Das Risiko der Mißbildung ist größer, je
früher die Infektion in der Schwangerschaft erfolgt (im ersten
Monat 50-60% Organschäden beim Kind). Kleinere Schäden,
z.B. Hörschäden, werden oft erst später festgestellt.
Fehlgeburten und der Tod des Kindes im ersten Lebensjahr sind auch
dann möglich, wenn die Mutter nichts von der Infektion gemerkt
hat. Es gibt heute Tests, mit denen festgestellt werden kann, ob der
Antikörperschutz gegen Röteln ausreicht.
Rötelnimpfstoff wird aus
menschlichen Zellen gewonnen. Er kann allein oder in Kombination mit
Masern und Mumps (MMR) geimpft werden. Ab dem 15. Monat und im 6.
Lebensjahr wird MMR empfohlen. Wer nicht MMR im Kindesalter impfen
lassen hat, sollte im 11.-15. Lebensjahr den Rötelnantikörpergehalt
im Blut seiner Tochter untersuchen lassen und ev. gegen Röteln
impfen lassen. In Hamburg wird dies vom schulärztlichen Dienst
veranlaßt. Wenn eine Frau schwanger werden möchte, sollte
ihre Rötelimpfung mindestens 3 Monate vor der Empfängnis
liegen. Schwangere ohne Rötelantikörper bedürfen einer
besonderen Überwachung.
Bei Fieber, Neomycinempfindlichkeit,
Immundefekten oder -behandlungen sollte nicht gegen Röteln
geimpft werden. HIV-Infizierte können nur geimpft werden,
solange sie symptomfrei sind, später nur noch passiv.
Nach der Impfung können
Nebenwirkungen auftreten, die dem Bild einer leichten
Rötelnerkrankung entsprechen. Die Impfung hält
jahrzehntelang an. Manchmal wird trotz Impfung Röteln
festgestellt. Das Impfvirus wird aber nicht wie bei Kinderlähmung
auf Kontaktpersonen übertragen.
Mumps: Die akute Viruserkrankung
führt durch Tröpfcheninfektion im Nasen-Rachen-Raum zum
typischen Anschwellen der Speicheldrüsen, aber es können
auch eine Reihe anderer Organe befallen werden, besonders häufig
im Kindesalter ist Hirnhautentzündung. Bis zum 15. Lebensjahr
sind 90% aller Kinder infiziert worden, 50-60% haben es nicht
gemerkt. Die Inkubationszeit beträgt 12-35 Tage. Erste Anzeichen
entsprechen einer Erkältung (manchmal aber auch ein Fieberkrampf
oder Beteiligung des Gehirns). Es folgt in den meisten Fällen
das Anschwellen der linken Ohrspeicheldrüse, in 76-80% auch das
der anderen Seite. Das Fieber steigt bei zwei Drittel der Erkrankten
3-4 Tage auf 39-40 Grad (oder mehr). Erbrechen, Bauchschmerzen oder
Kopfweh sind möglich. Die Hirnhautentzündung tritt in 10%
aller Fälle auf, davon sind 78% Jungen zwischen dem 3. und 8.
Lebensjahr. 91% dieser Fälle zeigen Nackensteife, in 5% der
Fälle ist mit Dauerschäden zu rechnen, meist einseitiger
Hörverlust. Einige Mumpsfälle führen zu Erkrankungen,
die Unfruchtbarkeit zur Folge haben können, bei Jungen 1,8% vor
und 27% nach der Pubertät (davon werden 25% unfruchtbar), bei
Mädchen 4%. Die Sterblichkeit bei Mumps ist 1%, steigt aber mit
dem Alter. Isolierung der Kranken hat wenig Sinn, weil Mumps zu
schnell weitergegeben wird und meistens unerkannt verläuft.
Antikörper der mumpsimmunen Mutter
gehen vor der Geburt auf das Kind über, so daß eine
Impfung im ersten Lebensjahr nichts nützt. Mumpsviren werden in
Hühnerembryogewebekulturen gezüchtet und mit Gelatine,
Humanalbumin und Neomycin verabreicht. Bis 2 Tage nach Kontakt mit
Mumps ist noch ein Schutz durch die Impfung zu erzielen. Der
Impfstamm "Jeryl-Lynn" zeigt weniger Nebenwirkungen als
andere. Der Impfschutz der Geimpften ist seit seiner Einführung
(1994 waren das 18 Jahre) stabil. Obwohl die Durchimpfung der
Bevölkerung noch nicht hoch genug ist, sinkt die Zahl der
Mumpserkrankungen. Die Impfviren werden nicht an Kontaktpersonen
weitergegeben. In der zweiten Woche nach der Impfung kann Fieber
auftreten, Fieberkrämpfe oder mumpsähnliche Erkrankungen
sind jedoch selten.
Passiver Schutz durch Mumpsantikörper
schütz nicht gut genug, senkt aber bei Jungen die Rate der
Krankheitsverläufe, die zur Sterilität führen. Bei
Erkrankungen des Lymphsystems, Immundefiziten, Krebsbehandlung,
Hühnereiweißallergie, Neomycinallergie und Schwangerschaft
sollte nicht geimpft werden. Eine Schwangerschaft sollte erst 3
Monate nach der Impfung beginnen, weil Impfviren in den Mutterkuchen
gehen. MMR- und Polioimpfstoff-Kombination wurde bei Masern und
Mumps beschrieben.
Letzte Bearbeitung: Dez. 2001
22-2-2008 / © Christiane Bergmann / URL dieser Seite: http://www.mamanatur.de/mmt4-02p.htm